Evangelische Theologie

Gott, Mensch & Welt

Mein Fächerkanon umfasst neben den drei weiteren Fächern ebenso die evangelische Theologie. Dabei ist zu bemerken, dass ich dieses Fach mit dem Ziel der Lehramtsprüfung für das bayerische Gymnasium studiere. Dadurch finden sich sowohl ein religionspädagogischer Fokus im Bereich der Praktischen Theologie, als auch ein Fokus auf die neutestamentarische Theologie im Fachbereich der biblischen Theologie. In den weiteren Bereichen (Systematische Theologie und Kirchengeschichte), entspricht die Studienordnung meines Studiengangs der des Studiengangs der evangelischen Theologie für das Pfarramt bzw. mit dem Ziel des kirchlichen Examens.

Inhalte – Perspektiven – Standpunkte

Moderne Theologie evangelischer Provenienz ist mit den gängigen Klischees in keiner Weise mehr kompatibel. Gerade die liberale Theologie, in deren Traditionslinie sich sowohl die LMU München als meine Alma mater sich sieht als auch ich mich sehe, geht denkbar unvoreingenommen auf unser aller gegenwärtige Gesellschaft zu, um aus dieser Perspektive heraus einen neuen Blick auf die christliche Theologie werden zu können. Dazu bedient sie sich einiger Sekundärwissenschaften, wie etwa der Psychologie und Pädagogik (im Bereich der praktischen Theologie), der Sozialwissenschaften, diverser Naturwissenschaften, der Medizin und Soziologie (v.a. im Bereich der systematischen Theologie) und auch der Geschichtswissenschaften (in allen Bereichen der Theologie).
Durch die Perspektiven dieser Fächer gestärkt und in Auseinandersetzung mit genuin christlichen Positionen, Werten und Traditionen ist moderne (liberale) Theologie weltoffen und versucht zu einem demokratischen Zusammenleben in unserer gegenwärtig pluralistischen Gesellschaft beizutragen.

Alle Geistes-, Natur- und Sozialwissenschaften können ohne die Theologie leben, die Theologie aber nicht ohne sie.

– vgl. Lioba Behrendt, Akademische Rätin für Religionspädagogik an der LMU München

Gesellschaftlicher Beitrag der Theologie

Durch diese Perspektiven, Methoden und Standpunkte eröffnet die evangelische Theologie neue Horizonte, die über ein rein materiell-wissenschaftliches Weltbild hinaus gehen. Sie nimmt damit eine der anthropologischen Grunddimensionen und -anlagen des Menschen wahr und ernst. Menschen streben seit frühester Zeit nach spirituellen und transzendenten Erfahrungen, nehmen diese wahr und integrieren sie in ihr Weltdeutungssystem.
Der Mensch ist darüber hinaus das einzige Wesen, das sich seiner Weltdeutung aufgrund seines Bewusstseins und seiner Vernunft selbst überlassen ist. Das will und soll die (evangelische) Theologie in Zusammenspiel mit anderen Weltanschauungen und Religionsgemeinschaften unserer pluralen Gesellschaft übernehmen und dabei neue und dennoch mit der christlichen Tradition verwurzelte Weltdeutungsangebote entwerfen.

Dabei versucht die Theologie den Suchenden Antworten auf die vier Grundfragen des Menschseins zu bieten, wie sie bereits Immanuel Kant (1724 – 1804) formuliert hat:

  • Was ist der Mensch?
  • Was soll / darf ich hoffen?
  • Was soll / darf ich tun?
  • Was kann ich wissen?

Persönlich-individuelle Schwerpunkte

Ich persönlich habe folgende Schwerpunkte für mein theologisches Dasein gefunden:

  • Ethik: Fragen der Grenzen und Freiheit des Menschseins – im Zusammenleben, in der (internationalen) Politik, gegenüber Tieren
  • Dogmatik: Fragen der Inhalte des Glaubens mit besonderem Augenmerk ihrer Bedeutung für das praktische Glaubensleben und der praktischen Weltanschauung und -deutung
  • Ökotheologie: weltanschauliche Fragen im Neudenken unserer Position gegenüber unserer Umwelt bzw. der Schöpfung (Tiere und Pflanzen), Bedeutung und Dimension der Geschöpflichkeit des Menschen
  • Religionspädagogik: Religionsunterricht als Bindeglied zwischen Wertebildung, Gesellschaft und Kirche
  • Religionswissenschaft / -psychologie: Entstehung und Auswirkung von Weltanschauungssystemen auf die Lebensrealität des Menschen, Religionspsychologische Entwicklung des Menschen

Titelbild von Hugues de BUYER-MIMEURE auf Unsplash.